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Deep Purple in die Rock and Roll Hall of Fame
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Olaf
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Beitrag #6 down up
RE: Deep Purple in die Rock and Roll Hall of Fame • 05.04.2016 20:39

Quelle: welt.de

Es gibt zig Geschichten, die von der Exzentrik Ritchie Blackmores erzählen. Von Hunderten zerstörten Gitarren, Groupies, Streitereien mit seinen Bandkollegen von Deep Purple – und Akkorden für die Ewigkeit: "Smoke On The Water", "Child In Time" oder "Black Night". Als Deep Purple Ende der 80er-Jahre ein neues Live-Album vorstellten, wurde die Weltpresse auf eine Burg bei Darmstadt geladen. Blackmore, ein Fan von Burgen, Mittelalter und Deutschland, wollte es so. Und er wollte eine Kleiderordnung. Alle, Musiker, Plattenmanager und Journalisten, mussten sich in mittelalterlichen Wams und Hut mit Federn kleiden. Es gab Ritterturnier, Bogenschießen und Bier aus Hörnern. Am Ende waren einige Musikerkollegen so betrunken, dass sie die Hosen runterließen. Dekadente Zeiten, in der Plattenbranche wurde damals noch sehr viel Geld verdient. Nachdem Blackmore in den vergangenen 20 Jahren ausschließlich Renaissance-Musik mit seiner Gruppe Blackmore's Night gespielt hat, wird er im Juni mit seiner Band Rainbow zwei Konzerte in Deutschland geben. Interviews hat dieser Mann noch nie gern gegeben. Wir erreichen ihn am Telefon in seinem Haus auf Long Island, Kinderlachen im Hintergrund.

Welt am Sonntag:

Haben Sie sich auf YouTube je eine diese Unterrichtsstunden angesehen, in denen Gitarren-Lehrer vormachen, wie man Deep-Purple- oder Rainbow-Songs spielt?

Ritchie Blackmore:

Nein. Ich meine, ich habe diese Songs komponiert. Gibt für mich keinen Grund, mir so was anzusehen.

Sie sind kein bisschen neugierig, ob die Generation YouTube das richtig hinbekommt?

Nein. Wenn sie meine Riffs falsch spielten, würde ich nur sagen: "Das stimmt so nicht." Und wenn sie es richtig spielten, würde ich nur sagen: "Genau so und nicht anders." Wissen Sie, all diese digitalen Kanäle interessieren mich nicht sonderlich. Ich besitze kein Smartphone. Nur ein iPad. Und das auch nur, weil es mir Freunde geschenkt haben. Wenn ich mir auf meinem iPad auf YouTube etwas ansehe, dann all die mittelalterlichen Bands, die ich liebe, aus Schweden, Tschechien, vor allem aus Deutschland.

Der Mann, der einst die Hymne "Long Live Rock'n'Roll" schrieb, hört keinen Rock mehr?

Nicht mehr oft. Und auch nicht, was sonst so im Radio gespielt wird. Ich habe keine Ahnung, was heute gespielt wird, meine Frau sagt es mir ab und zu. Wenn ich etwas höre, dann eben gute Renaissance-Musik.

Sie hatten immer starke Bindungen zu Deutschland, waren zweimal mit einer Deutschen verheiratet, haben hier Alben aufgenommen und eine Vorliebe für deutsche Burgen. Woher kommt das?

Ich habe in den 60ern längere Zeit mit Unterbrechungen in Hamburg gelebt, erst in der Gegend um St. Pauli, dann an der Alster. Ich mag das Essen, die Architektur, den "way of life". Hamburg ist für mich die malerischste Stadt der Welt. Als ich erstmals dorthin kam, empfand ich die Stadt als aufregend anders als England. Deutschland hatte mehr Kanten. Hat wohl auch damit zu tun, dass Bach, Beethoven und all diese brillanten Musiker aus Ihrem Land stammen. Ich habe mich in Deutschland immer zu Hause gefühlt. Wenn es Ende der 60er nicht mit Deep Purple in London losgegangen wäre, würde ich wohl heute noch in Hamburg leben. Vermutlich als unbekannter Musiker. Ich weiß noch genau, wie ich von Hamburg nach London flog. Dort haben Keyboarder Jon Lord und ich die Band zusammengestellt. In einem Schneesturm im Februar.

Sprechen Sie noch Deutsch?

Es braucht immer eine Weile, bis ich es wieder sprechen kann. Wenn ich aber mit meiner Gruppe Blackmore's Night mal einen Monat in Deutschland bin, dann verstehe ich doch das meiste, was ich höre. Ich mag es, wenn Leute, die um mich herum Deutsch sprechen, glauben, ich könnte sie nicht verstehen. Ich bin Deutschland auch von Long Island aus, wo ich seit Langem lebe, verbunden. Ich empfange dort vier deutsche TV-Kanäle. Gucke Bundesliga. Mir ist allerdings aufgefallen, dass das deutsche Fernsehen sehr amerikanisiert worden ist. Das stört mich, weil ich Deutschland ja gerade wegen seiner Traditionen mag.

Welche sind das denn für Sie?

Neben der Renaissance-Musik ist es vor allem Schlager.

Im Ernst?

Ich weiß, dass das Genre in Deutschland nicht sehr geachtet ist. Für mich sind Schlager Teil einer typisch deutschen Tradition. Ich finde diese Musik sehr unschuldig im Vergleich zu... sagen wir Hip-Hop. Ich würde gern ein Heilmittel gegen Hip-Hop erfinden. Ich finde Hip-Hop sehr irritierend, nervtötend. Schlagermusik ist zwar sehr schlicht, aber auch unschuldig und geradeheraus. Ich finde, so sollte Musik sein, auf gewisse Weise.

Welche deutschen Schlagermusiker sind Ihnen denn im Gedächtnis geblieben?

Ich erinnere mich an die alten Tage, 1963, 1964. Drafi Deutscher, Rex Gildo, Roy Black, Peter Alexander, nicht zu vergessen Heino. (lacht)

Blackmore hört Heino – ich glaub's nicht.

Ich weiß, das löst bei Deutschen immer Irritationen aus: "Du hörst dir doch nicht diesen Dreck an!" – "Doch", sage ich dann, "genau das mache ich." Schlager ist eben anders, leichte Musik, du musst nicht groß nachdenken.

Die letzten 20 Jahre haben Sie Mittelaltermusik gespielt. Da war jetzt Ihre Ankündigung, im Juni noch mal zwei Konzerte mit einer neuen Rainbow-Besetzung zu geben, eine Überraschung. Als Gründe nannten Sie nostalgische Aufwallungen und Ihre Arthritis. War das englischer Humor?

Nein, das stimmt, leider. Meine Arthritis macht sich bemerkbar. Ich musste jetzt einen meiner Finger operieren lassen. Und Nostalgie ist mir wichtig. Diese beiden Konzerte werden zuallererst ein großer Spaß. Meine Frau Candice hatte mich auf diesen neuen Sänger Ronnie Romero aufmerksam gemacht – übrigens auf YouTube. "Wow", dachte ich, "der klingt aufregend." Das brachte mich auf die Idee, noch einmal die alten Rainbow- und Deep-Purple-Songs live zu spielen. Nur eines wollte ich nicht: Die alten Lieder mit alten Musiker-Kollegen von damals spielen.

Warum nicht? Gerade eben haben Sie noch die Altersdiskriminierung kritisiert.

Darum geht es nicht. Ich hatte mit all diesen Musikern doch schon in all den Jahren zuvor gespielt. Das wäre dann wieder der Alte-Männer-Klub gewesen. Die alten Gewohnheiten. Es war die Stimme des neuen Sängers, die mich wirklich wieder motiviert hat.

Sie haben die Musiker bei Rainbow ja schon früher gewechselt wie andere die Unterwäsche. Einer davon, Sänger Joe Lynn Turner, hat Sie kürzlich in einem Radio-Interview scharf angegriffen. Ursprünglich sei er selbst für die Rainbow-Reunion im Gespräch gewesen. Und dann habe er nichts mehr von Ihnen gehört. Was sagen Sie dazu?

Ich wollte den Ball mit diesen Konzerten eher flach halten. Joe kann ein netter Kerl sein, manchmal wird er auch wütend. Ich wollte mich aber bei den Konzerten im Sommer auf die Rainbow-Songs aus den Jahren mit unserem Sänger Ronnie James Dio konzentrieren.

Für viele ist Dio der beste Rainbow-Sänger, er starb 2010 an Krebs.

Ja, seine Stimme hatte unglaubliche Kraft. Es war härterer Rock als das, was Rainbow mit Turner gespielt hatte. Ich weiß gar nicht, was Joe in diesem Interview gesagt hat. Ich dachte, er wäre nach Russland gezogen. Das hat er zumindest mal in einem Interview angekündigt: Er hasse Amerika und wolle nach Russland ziehen, weil er dort eine Freundin habe. Er lebt aber, wie ich höre, immer noch in Amerika. Letzten Endes haben solche Äußerungen immer auch mit Geld zu tun.

2012 starb Ihr Kollege Jon Lord, mit dem Sie Deep-Purple-Klassiker wie "Child In Time" oder "Smoke On The Water" geschrieben haben. Hatte sein Tod bei Ihrer Entscheidung, doch noch einmal mit einer Rockband aufzutreten, auch eine Rolle gespielt?

Das war ganz sicher so. Wir werden alle älter. Wer weiß schon, wer als Nächster stirbt. Und das schließt mich mit ein – hahaha.

Jon Lord hatte 2009 in einem Interview gesagt, er würde gern noch mal mit Ihnen komponieren. Ist es noch dazu gekommen?

Leider nein. Wir hatten in den Jahren vor seinem Tod regelmäßig Kontakt. Er war der Einzige von Deep Purple, mit dem ich mich noch traf. Jon war ein Gentleman. Er sagte immer: Egal, was es früher an Streitereien gab, lass uns einfach zusammen sein und reden. Er hat in der Tat mal gesagt, dass wir ein paar Songs zusammen schreiben sollten. Hat nicht mehr geklappt, er war auf Tournee, ich ebenfalls. Plötzlich starb er. Das war ein Schock für mich. Ich wusste zwar, dass er an Krebs litt. Aber ich dachte zuletzt, es würde ihm wieder besser gehen. In Erinnerung an Jon habe ich dann dieses Instrumental-Lied geschrieben, "Carry on, Jon". Es fällt mir allerdings sehr schwer, dieses Lied auf der Bühne zu spielen. Oft werde ich von Emotionen überwältigt. Deshalb spiele ich es nicht live. Es klingt sehr nach Jon.

Deep Purple sind jetzt wieder in die Schlagzeilen geraten: Am 8. April soll die Band mit all ihren Mitgliedern aus den unterschiedlichen Besetzungen in New York in der Rock and Roll Hall of Fame ausgezeichnet werden. Und ausgerechnet Sie, der Sie den Sound dieser Gruppe maßgeblich geprägt haben, wollen nicht kommen, weil Ihnen der Manager der gegenwärtigen Besetzung quasi verboten hat, mit dem Rest der Band aufzutreten. Hört dieser Zoff bei Ihnen eigentlich nie auf?

Ich hatte ja signalisiert, dass ich darüber nachgedacht habe, zu der Verleihung zu kommen. Dann kam die Bandpolitik wieder ins Spiel. Ich laste das jetzt nicht der aktuellen Band selbst an.

Also Ihren früheren Kollegen, Sänger Ian Gillan, Bassist Roger Glover und Schlagzeuger Ian Paice, die mit dem Gitarristen Steve Morse und Keyboarder Don Airey als Deep Purple weitermachen.

Ja, in dieser Besetzung spielen sie ja seit Jahren zusammen. Mich hat die Reaktion des Managers Bruce Payne aufgeregt, der mir einfach "no" sagte. "No", du darfst nicht mitspielen.

Der Chef der Hall Of Fame versuchte zu vermitteln: Alle früheren Mitglieder der Band seien eingeladen und würden ausgezeichnet, die aktuelle Band würde live auftreten. Sie kommen trotzdem nicht?

Nein. Wer zur Hölle ist dieser Bruce Payne, dass er zu mir "no" sagt? Bleib ich eben zu Hause.

Sie gelten als ewiger Exzentriker, der "bad guy" von Deep Purple. Auf der neuen DVD-Dokumentation "The Ritchie Blackmore Story" lernt man Sie auch von einer anderen Seite kennen. Musiker wie Gene Simmons von Kiss und Ian Anderson von Jethro Tull verneigen sich vor Ihnen. Queen-Gitarrist Brian May sagt: "Es ist mir unerklärlich, dass die Leute nicht mehr über Ritchie sprechen, er war einer der großen Pioniere, noch vor Hendrix." Wissen Sie, warum Kollegen Sie so preisen, die Kritiker Sie aber nahezu vergessen haben?

Nein. Es ist mir egal, was die Leute von mir denken. Wichtig ist, was ich von mir halte. Wenn ich mit meiner Musik zufrieden bin, geht es mir gut. Wenn ich mit der Musik unzufrieden bin, bin ich stinksauer, ganz gleich, was andere dann sagen.

Sind Sie also doch eine männliche Diva?

Nein, das ist keine Ego-Sache.

Sondern was?

Es geht mir darum, dass ich selbst kontrollieren muss, in welche Richtung ich gehe.

In der Dokumentation wird auch einer Ihrer legendären Kontrollverluste gezeigt: als Sie vor 300.000 Zuschauern beim California Jam erst zwei Gitarren und eine TV-Kamera zerstören und dann von der Druckwelle einer Explosion fast von der Bühne gefegt werden...

Ja, da hatte es ganz schön gewummst. Mein Roadie hatte auf meine Anweisung hin Benzin über die Verstärker gegossen. Ich war sauer, weil wir, vertraglich zugesichert, erst um 21 Uhr auf die Bühne gehen sollten: in der Dämmerung, mit voller Light-Show. Die Organisatoren drängten uns dann schon am frühen Abend zu unserem Auftritt, als es noch hell war. Der Rest der Band meinte: Komm, lass uns auf die Bühne gehen. Ich wollte aber nicht – weil es nicht vereinbart war. Also schloss ich mich so lange in der Garderobe ein, bis es dunkel war. Dann ging ich mit viel Wut auf die Bühne und zerstörte meine Gitarre. Sie können mir glauben, man braucht viel Talent, um eine Gitarre zu zerlegen. Dann steckte ich sie in Brand und warf sie in den präparierten Verstärker. Wie sich herausstellte, hatte der Roadie zu viel Benzin darüber gekippt. Es gab nicht nur ein Feuer, sondern eine Explosion. Unserem Schlagzeuger Ian Paice hatte die Druckwelle die Brille vom Gesicht geblasen. Sah aber großartig aus. Ist ja nichts passiert, außer dass ein Loch in der Bühne klaffte.

Schauen Sie sich so was heute noch an?

Nein. Ich war ja dabei. Sie dürfen im Sommer auch nicht erwarten, dass ich noch groß auf der Bühne herumrennen werde. Ich möchte einfach weiter spielen, die Straße weiterziehen – ein bisschen noch.

Lesen Sie am 10. April in der "PS WELT": Highway Star – Ritchie Blackmores Seelenverwandschaft mit seinem ersten und einzigen Mercedes



05.04.2016 20:39
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RE: Deep Purple in die Rock and Roll Hall of Fame - Olaf - 05.04.2016 20:39

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